Sonntag, 24. Februar 2013

Und was macht man später mal damit? Nicht zu 100% ernst gemeinte Antworten auf eine lästige Frage



Obwohl, wer weiß? So unernst sind sie vielleicht doch nicht gemeint

Jede/r GeWi-Studierende hat die folgende Situation schon mindestens einmal im Laufe seiner/ihrer Studienzeit erlebt: Man befindet sich auf einer Studentenparty, trinkt ein paar Bierchen und unterhält sich mit den anderen Partygästen. Man erzählt, dass man der Einladung von „Stu“ gefolgt ist, dessen WG-Mitbewohner die Party anlässlich seines 23. Geburtstags veranstaltet. Man lacht darüber, dass „Stu“, der eigentlich Stephan heißt, immer so verrückte Sachen macht, wenn er zu viel trinkt und lacht noch mehr, als besagter Stephan am anderen Ende des Raumes laut und falsch zu Green Day mitzugröhlen beginnt und sich dabei mit Bier anschüttet.
Man amüsiert sich, hat eine gute Zeit und unterhält sich über interessante Dinge. Und das ist gut so, denn das ist ja schließlich der Sinn einer Studentenparty.

Doch weil es sich eben um eine Studentenparty handelt, landet man im weiteren Verlauf der Diskussion fast immer unweigerlich auch beim Thema „Studieren“, was für viele Geisteswissenschaftler zum Spießrutenlauf wird. Es ist der Moment, den viele GeWis insgeheim wohl gerne vermeiden würden, denn der/die Gegenüber möchte auf einmal ganz unverfänglich wissen, was man denn so studiert und was die eigenen Pläne für die Zukunft sind. Man nennt den Namen des Studiums. Meist schweigt der Gesprächspartner für einen Moment um dann unsicher nachzufragen, wovon das Studium denn so ungefähr handelt. Man gibt eine kurze Erklärung ab und wappnet sich innerlich gegen die unausweichliche Nachfrage: „Aha, und was kann man damit später mal so alles machen?“ Verdammt! Tja, oft weiß man das selbst auch noch nicht so Recht. Man druckst herum: „Ja, also, da kann man verschiedene Sachen damit machen. Das Studium ist sehr breit gefächert. Zum Beispiel kann man Einiges im Medienbereich machen.“ Der Gesprächspartner sagt dann meistens noch etwas wie „Aha, verstehe“ und man versucht die anschließende peinliche Pause im Gespräch zu beenden, indem man ein anderes Thema aufgreift. Wie gut, dass „Stu“ in diesem Moment unter dem Gejohle der anwesenden Gäste sein Shirt über den Kopf zieht und versucht, mit einer Flasche Captain Morgan in der Hand auf die Dielen in der WG-Küche zu klettern.
Klar, in einer gerechten Welt sollte man sich nicht mit solchen Oberflächlichkeiten befassen müssen. Und viele, die aktuell in ein geisteswissenschaftliches Studium eingeschrieben sind, werden vielleicht schon über eine genaue Vorstellung darüber verfügen, was sie später einmal beruflich machen werden. Für jene aber, die diesbezüglich noch im Dunklen tappen, befinden sich im Folgenden ein paar Antwortmöglichkeiten, die dabei helfen sollen, peinliches Herumgestammel und spöttisch hochgezogene Mundwinkel beim Gegenüber zu vermeiden.

Eine der schlechtesten Antworten neben „Öhm, weiß ich eigentlich noch nicht so genau“, ist der bereits oben erwähnte Verweis auf eine hoffnungsvolle Karriere irgendwo im Mediensektor. Denn für die meisten Gesprächspartner heißt das übersetzt nichts anderes als eben dieses: „Öhm, weiß ich eigentlich noch nicht so genau.“

PS: Sollten einige Leser/innen tatsächlich eine Karriere im Medienbereich anstreben, so seien diese vorgewarnt. Der vermeintliche Traumjob hat so seine Tücken – mehr Informationen dazu gibt es hier.

Aber was sind denn nun wirklich gute Antworten auf diese lästige Frage?

„Ich habe vor, in die Unternehmensberatung zu gehen.“ Unternehmensberatung hört sich immer gut an und lässt viel Raum für Erklärungs- und Interpretationsmöglichkeiten, warum sich gerade das eigene Studium bestens für diesen Karriereweg eignet. Tatsache ist, dass die in Geisteswissenschaften vermittelten „Softskills“ wie Kreativität und ganzheitliches Denken in diesem Bereich eine wichtige Rolle spielen. Wer sich durchbeißt, hat hier tolle Jobchancen und kann Firmen in Fragen wie Branding oder Kommunikation beraten. Damit das Ganze im Gespräch glaubwürdiger herüberkommt, solltet Ihr einstreuen, dass Ihr euch um Zusatzqualifikationen wie einen Kurs in Betriebswirtschaft bemüht. Ganz wichtig ist natürlich auch der Verweis darauf, dass sich hier tolle Verdienstmöglichkeiten ergeben, um unweigerlich aufkommende Bilder von Taxi-fahrenden Akademikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Ich werde ins Ausland gehen.“ Auslandserfahrung ist immer gut, wobei man diese nicht automatisch als Jobgarantie ansehen darf. In Gesprächen über den eigenen beruflichen Werdegang sind solche Detailfragen von geringer Bedeutung, denn es zählt zur weitverbreiteten Auffassungen, dass es überall anders besser ist, als daheim im eigenen Land. Diese Einstellung sollte man im Gespräch aktiv für sich nutzen und hervorheben, dass man durch seine hervorragenden Sprachkenntnisse keine Scheu davor hat, sich in einem anderen Land zu beweisen. Auf die Nachfrage des Gegenübers, was genau man denn im Ausland zu tun gedenke, verweist man mit Kontakten zu heimischen Konzernen, die eine neue Zweigstelle in besagtem Land eröffnen wollen und dafür noch fähige Leute suchen. Auch hier ist der Verweis auf die eigenen Kompetenzen und „Softskills“ sehr wichtig. So nach dem Motto: „Du MINT-Student magst vielleicht über Technik-Fachwissen verfügen, aber traust du es dir auch zu, mit der Kultur in einem fremden Land zurecht zu kommen?“ Dass für die meisten Unternehmen auch bei Auslandseinsätzen Fachwissen mehr als „Softskills“ zählt, sollte man an dieser Stelle jedoch besser verschweigen…

„Ich werde Kommunikationsbeauftragte/r.“ Dabei handelt es sich um eine positivere Darstellung der „Irgendwas mit Medien“-Aussage. Kommunikationsbeauftragte kümmern sich um Marketing & PR und sind somit für die Außen- und Innendarstellung von Unternehmen und Institutionen verantwortlich. Gefragt sind auch hier wieder die berühmten „Softskills“, wie zum Beispiel sprachliches Talent. Dass man dazu keinen Master in einem geisteswissenschaftlichen Fach benötigt, ist zwar eine andere Geschichte, aber das muss man den Gegenüber ja schließlich nicht wissen lassen.

„Ich möchte mich selbstständig machen.“ Selbstständigkeit wird von den meisten Personen mit Freiheit, Ungezwungenheit, sein eigener Herr oder Frau sein, assoziiert und gilt damit grundsätzlich als etwas Positives. Da der Wille zur Selbstständigkeit allein nicht ausreicht, um später einmal Geld zu verdienen, braucht es noch eine Geschäftsidee, die man im Gespräch gut verkaufen kann. Hier bietet sich das bereits oben erwähnte Feld der Unternehmensberatung an. Diese Tätigkeit erhält in Verbindung mit dem Hinweis auf die geplante Selbstständigkeit eine Aura, die dem Gesprächspartner vermittelt, dass man sein Schicksal selbst in die Hand zu vernehmen mag. Und das trotz eines vordergründig „sinnlosen“ Studiums. Dass der Weg in die Selbstständigkeit mit einigen Hürden versehen ist, sollte dabei jedoch unbedingt bedacht werden. Aber auch diesen Fakt kann man im Gespräch gut verkaufen. Denn wer zeigt, dass er sich der möglichen Risiken bewusst ist, erscheint als jemand, der einen Plan hat. Und das scheint in der heutigen Zeit eine der wichtigsten Eigenschaften überhaupt zu sein.


DM.108
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