Jobs im Medienbereich - was es zu bedenken gilt
Für
viele Student/innen geisteswissenschaftlicher Studiengänge gelten Jobs im Medienbereich, beispielsweise als Redakteur oder Texter, angesichts mangelnder Alternativen eine beliebte Möglichkeite dar, nach Beendigung ihres Studiums
einen Auskommen zu finden. Das ist durchaus mit Problemen verbunden, wie ich im
Folgenden erläutern werde.
Allein in Deutschland kommt man ohne viel Recherche auf rund fünfzehn Universitäten und Fachhochschulen, die eine Ausbildung zum Redakteur oder eine andere Form von Medien-Studiengang anbieten. Wenn man dazu noch Fachrichtungen wie Medienwissenschaften, Medienmanagement, Mediendesign, etc. hinzuzählt, ergibt sich eine ganz schöne Menge an Einrichtungen, die jungen Menschen eine medienspezifische Ausbildung anbieten. Der Bedarf von Seiten potentieller Absolvent/innen scheint enorm zu sein. So studierten allein an der Uni Wien im Jahr 2010 über 6000 Personen Publizistik. Die Uni sah sich angesichts von mehr als 1000 Neuinskribenten pro Semester sogar dazu gezwungen, die Anzahl an freien Studienplätzen zu begrenzen, um den Massen Einhalt zu gebieten. Man muss darum kein Rechengenie sein, um zu erkennen, dass die Gesamtzahl an Studierenden in medienorientierten Studiengängen im deutschsprachigen Raum mehrere zehntausend Personen umfasst. Hinzu kommt, wie eingangs beschrieben, die Tatsache, dass eine Karriere im Medienbereich auch für viele Absolvent/innen anderer geisteswissenschaftlicher Fächer angestrebt wird. Da somit immer mehr Absolventen verschiedener geisteswissenschaftlicher Richtungen in den Mediensektor strömen, wird dieses Vorhaben in zunehmendem Maße zum Problem.
Zum
Einen wird es für die enorme Anzahl an interessierten Uni- und
FH-Abgänger/innen schwierig, eine freie Stelle zu finden. Jobs als Redakteur sind begehrt aber rar. Das wissen auch die
Medienkonzerne, welche es sich durch das Überangebot an Arbeitskräften erlauben
können, die Löhne kräftig zu senken. Studierende mit einem medienspezifischen
Studium erhalten hierbei gegenüber Absolventen anderer Studienrichtungen, wie
zum Beispiel Philosophie oder Germanistik, zunehmend den Vorzug. Der
Mitarbeiter einer großen Tageszeitung erklärte mir dies so: „Wir haben mit den FH’s eine Kooperation und
nehmen denen jedes Jahr eine gewisse Anzahl an Praktikanten ab. Wenn wir dann
neue Leute für eine offene Stelle brauchen, dann bedienen wir uns üblicherweise
aus diesem Pool. Da ist für andere Geisteswissenschaftler gar kein Platz mehr.“ Nochmals
zurück zum Thema Bezahlung: Immer öfter werden Praktika von Medienunternehmen
nicht mehr entlohnt und auch Festanstellungen werden im Journalistik-Bereich
zunehmend zum Luxus. „Wir haben zurzeit
einen Aufnahmestopp. Die Firma will keine Jungen einstellen, sondern vielmehr
überflüssiges Personal loswerden“ meinte mein Kontakt dazu. Das Bedeutet,
dass selbst wenn man als Junge/r Glück hat und eine Stelle ergattert, einem oft
keine andere Wahl bleibt, als sich brav zu fügen und weiterhin den
Versprechungen des Chefs nach einer baldigen Festanstellung zu glauben. Dabei
sollte man auf keinen Fall zu fordernd auftreten. Denn wer nicht spurt, ist
schnell draußen. Alle, denen ein Traumjob als Redakteur vorschwebt sei daher
gesagt: Macht Euch keine Illusionen! Die meisten, die das Glück hatten, eine
Stelle zu ergattern, sollten sich stets bewusst sein, dass sie ersetz bar sind.
Um es mit den Worten meines Kontaktmannes bei der Zeitung auszudrücken: „Die Firma findet sofort zehn andere
Verzweifelte, die bereit sind, die gleiche Arbeit für 50 oder 100 Euro weniger
im Monat zu machen.“
Hinzu
kommt, dass viele Medienkonzerne durch strukturelle Veränderungen dazu
gezwungen sind, massive Sparprogramme einzuhalten. Denn nicht zuletzt das
Internet macht den traditionellen Printmedien schwer zu schaffen. Der Sparzwang
führt dazu, dass die Arbeit, die früher von drei Redakteuren gemacht wurden,
heute von einem bewältigt werden muss. Gegen weniger Bezahlung. Stress und
Unzufriedenheit sind häufig vorprogrammiert. Dies wird natürlich nicht auf alle
Medienkonzerne im Print-Bereich zutreffen und ich denke, dass man mit etwas
Glück nach wie vor gutbezahlte Stelle bekommen kann, auch ohne ein
medienspezifisches Studium vorweisen zu können. Doch als jemand, der selbst
eine mehrjährige Erfahrung in diesem Umfeld vorweisen kann, mahne ich zur Vorsicht. Wer auf seiner nächsten Suche nach Jobs für Geisteswissenschaftler auf Stellanzeigen für Online Redakteure stößt, sollte deshalb gewarnt sein...
DM.108
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